Tragen- ein elementares Bedürfnis!

Eine Trageberaterin hilft Ihnen gerne!

Früher wurde der Mensch fälschlicherweise als Nesthocker bezeichnet und deshalb auch so betreut. Der Verhaltensbiologe Bernhard Hassenstein widerspricht diesem Typus und führt 1970 den Begriff „Tragling“ ein.

Unter diesem Begriff versteht Hassenstein ein Wesen, was nach der Geburt alleine relativ hilflos ist, aber über sehr gute Hand- und Fußgreifreflexe zum Festhalten an der Mutter verfügt. Dieses Verhalten lässt sich beispielsweise bei Menschenaffen sehr gut beobachten: Kleine Schimpansen sind, gerade in der ersten Zeit, auf die Unterstützung ihrer Mutter angewiesen, können sich aber selbstständig im Fell ihrer Mutter festkrallen. So können sie beim Schwung von Ast zu Ast nicht herunterfallen. Dies ist beim Menschen anders.

Wir verfügen nicht mehr über ein Fell, an dem sich ein Säugling oder Kleinkind festklammern kann. Ein neugeborener Mensch ist also nicht mehr in der Lage, sich selbstständig festzuhalten. Daher gehört der Mensch zu den passiven Traglingen.

Neugeborene und Säuglinge sind also immer darauf angewiesen, dass sie von der Mutter oder dem Vater gehalten oder getragen werden. Anders ausgedrückt: Der Mensch ist zum „Getragenwerden“ geboren.

Die Geschichte des Tragens ist so alt wie die Menschheit selbst. Als die Menschen noch in Horden und Stämmen zusammenlebten und immer unterwegs waren, um Nahrung und einen neuen sicheren Lagerplatz zu finden, war die einzige Möglichkeit die Kinder sicher von A nach B zu transportieren, sie zu tragen. Die jüngsten Kinder wurden von ihren Müttern auf den Hüften getragen und die etwas älteren saßen auf den Schultern ihrer Väter. Dies galt auch schon für unsere nicht-menschlichen Vorfahren.

Den Nachwuchs zu tragen war also seit Millionen von Jahren ganz normal. Auch als vor mehr als 10.000 Jahren die Menschen begannen sesshaft zu werden und es für Kinder einen sichern Ort gab, trugen die Menschen ihre Kinder weiterhin, beispielsweise bei der Feldarbeit, mit sich herum.
Auch heute gibt es immer noch viele Kulturkreise, in denen das Tragen von Säuglingen und Kleinkindern ganz normal ist und der Kinderwagen sich nicht durchgesetzt hat.

In Europa ist die Entwicklung eine andere gewesen: Vor ca. 200 Jahren wurden Kinder zwar auch noch getragen, allerdings häufig nur noch in den ärmeren Schichten. In den wohlhabenden Schichten war das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern deutlich distanzierter. Die Kinder wurden von Ammen gestillt und von Kindermädchen erzogen. Die ersten Kinderwagen, die im 19. Jahrhundert aufkamen verbreiteten sich in diesen Schichten besonders schnell und Königin Victoria machte den Kinderwagen sogar hoffähig.

So geriet das Tragen immer mehr in den Hintergrund. Heute ist das Tragen wieder IN und die Eltern und Kinder profitieren davon!